Das Schuljahr 2020/2021 stellte und stellt an Schüler*innen, Eltern und Lehrpersonen große Anforderungen. Lockdown, Distance Learning und Homeschooling war für alle schlagartig etwas Neues. Es gelang mehr oder weniger gut sich auf die neue Situation einzustellen. Niemand weiß, wie lange diese Pandemie dauern wird noch wie lange uns die Folgeschäden beschäftigen. Die Verantwortungsträger zögern und versuchen möglichst Fehler zu vermeiden.
Pandemiebedingt konnte viel weniger Unterricht stattfinden und somit weniger Wissen vermittelt werden.
Dies innerhalb der Schulzeit aufzuholen ist eine praktisch unlösbare Herausforderung. Auch wenn das Land Vorarlberg verbilligte Kurse in den Volkshochschulen anbietet und es die Sommerschule wieder geben wird, muss es schnellstens ein Konzept geben, wie es, bereits im Herbst weitergeht.
Die lange Dauer der Pandemie hat zu Ernüchterung, aber auch zu einer Lähmung an den Schulen geführt. Die Energie ist weg. Man funktioniert. Das hat nachhaltige Auswirkungen auf die psychosoziale Situation, vor allem der Schüler*innen, aber auch der Lehrerpersonen und nicht zuletzt auch der Eltern. Schäden sind bereits da. Lethargie, Antriebslosigkeit, Überforderung, Zukunftsängste, psychische Störungen.
Aktivitäten zur Erholung, zur Stärkung des Individuums, die mit viel Eigeninitiative und Enthusiasmus, an Schulen gestartet werden wollten, wurden niedergedrückt anstatt unterstützt. Es fehlt an psychologischem Unterstützungspersonal für Schüler*innen und Lehrpersonen. Zusätzliche Stellen werden keine geschaffen. Die vorhandenen Mittel werden lediglich umgeschichtet. Es fehlt an Geld, aber insbesondere an Hoffnung und Zuversicht.
Wir müssen jetzt beginnen mit aller Kraft aufzuzeigen, dass es so nicht weitergehen kann. Nützen wir die Chancen, anstatt vor Problemen zu kapitulieren. Öffnen wir den Blick für übergeordnete Perspektiven.
Mit Corona wurden andere Unterrichtsformen, selbstständiges Lernen und orts- und zeitunabhängige Zusammenarbeit notwendig, ein lang gehegter Wunsch vieler, der jetzt möglich geworden ist. Viele Lehrpersonen nahmen die Herausforderung an und stellten ihren Unterricht um. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, sich das Bildungssystem genauer anzuschauen und endlich umzusetzen, was Expert*innen seit Jahren fordern. Vor allem im Hinblick darauf, keine Kinder zu verlieren. Hoffentlich ziehen Politik und Ministerien bald nach und folgen den kreativen und innovativen Köpfen. Dann sprechen wir nicht mehr von „verloren“, sondern von einem gesellschaftlich wichtigen Schuljahr.
Presseaussendung des LEVV veröffentlicht in „Neue am Sonntag“ 18.04.2021